TRAILER

Faxen
1-Kanal Video
9:11 min
2018

Synopsis
Die JVA in Gelsenkirchen ist ein Gefängnis-Neubau, der die architektonische Besonderheit hat, dass sich die Frauen-
und die Männerabteilung genau gegenüberliegen und nur durch ein großes Sportfeld voneinander getrennt sind.
Mich interessiert welche besondere Form der Kommunikation sich unter den InsassInnen entwickelt hat:
das so genannte Faxen.

Dank des Kontaktes zu einer Insassin ist es möglich das Faxen tagsüber und bei Nacht zu filmen. Es ist entweder mit
Handzeichen oder mit Lichtzeichen möglich. Mir ist wichtig, nicht die Privatgespräche der InsassInnen aufzunehmen.
Deswegen sind die Gespräche “gestaged”. Teilweise faxen zwei InsassInnen (durch die gegebenen architektonischen
Vorgaben immer ein Mann und eine Frau) jahrelang miteinander ohne sich je aus der Nähe gesehen zu haben.
Der Zoom der Kamera wird dadurch zu einer exklusiven Funktion. Um sich begegnen zu können kommt es vor, dass
im Gefägnis geheiratet wird. Als Eheleute ist es erlaubt sich drei Mal im Monat zu sehen.

Das Gespräch von Vanessa mit einem Insassen der Männerabteilung wird dokumentiert und danach von Vanessa für
den Film übersetzt. Vanessa kennt ihren Gesprächspartner von “draußen”, das ist eher die Ausnahme.

Die Frauen untereinander halten Distanz zueinander, da sie über die teils sehr langen Haftstrafen möglichst wenig
Konflikte suchen und Kontakte fragil sind, da sie immer wieder kurzfristig in andere Gefängnisse verlegt werden.

Kreisende Bewegungen heißen z.B. dass man auf der Suche ist nach einer/m GesprächspartnerIn. Es werden keine
Morsezeichen verwendet, sondern einfach die Buchstaben in die Luft geschrieben. Je nach Schnelligkeit oder
Schreibschrift ist das jedoch unleserlich für ungeübte Leser. Keiner der Angestellten in der JVA ist angeblich in der
Lage die Schrift zu lesen. Mich fasziniert wie sich der Drang nach Austausch, einem Gespräch und einem Gegenüber
auch unter solchen Bedingungen einen Weg sucht.
Es sind außergewöhnliche stille und langsame Gespräche.

Webseite JVA Gelsenkirchen:
“Die wohl im Land Nordrhein-Westfalen zurzeit ungewöhnlichste Justizvollzugsanstalt bildet ein exzellentes Beispiel
für modernen Strafvollzug und eine vom Normalen abweichende Bauform, die atypisch für einen normalen klassichen
Gefägnisbau ist. Architektonisch sollte die Idee eines Stadtorganismus mit umgereifender Bebauung und zentral
gelegenem Platz umgesetzt werden. Die ungewöhnliche Idee einer “Gefägnisstadt” ist in ihren einzelnen Bauobjekten
sauber durchdetailliert und äußerst funktional ausgebildet. Die im Halbkreis gelegene umgreifende Bebauung stellt die
Häuserfunktion dar. Die Bauanlage gliedert sich in gegenüberliegende Bereiche für Frauen und Männer, einen
geschlossenen Bereich mit insgesamt 558 Plätzen und einer offenen Frauenabteilung mit insgesamt 62 Plätzen.”

The new-bulit prison in Gelsenkirchen has a special architecture: men and women sections vis-à-vis only divided from
a sports field. A special communication form was created by the inmates the so called “faxen”. Due to the contact to an
inmate it could be filmed without the private communication. Some are “faxing” for years without knowing each other faces.
Calm and endlessly slow conversations.